Die Energiewende und der Denkfehler

Gastbeitrag von Kurt Rohmert
Foto: pixabay freie Bildnutzung

„Ich bezeichne die Energiewende als einen Irrweg, da wir noch nicht über die technischen Möglichkeiten verfügen, den grünen Strom zu glätten. Das ist der Knackpunkt der Energiewende.“  Dieser Satz stammt vom  deutschen Ökonom Prof. Hans-Werner Sinn und ist aus einem Interview aus dem Jahr 2015.

Bekanntlich ist es nicht nur eine deutsche Idee, weltweit wird an der Energiewende gearbeitet. Doch Deutschland nimmt eine ganz besondere Position ein. So steht für die (grüne) Heinrich-Böll-Stiftung fest: „Es ist keine Frage mehr der Technologien, ob wir in Europa auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umsteigen. Bis 2050 können wir dieses Ziel erreichen.“ (Geplant sind dagegen 80% von der Bundesregierung!). Doch der politischen Phantasterei fehlt es neben dem Wissen um technische bzw. physikalische Gesetzmäßigkeiten vor allem an einem Plan. Wie kann man gleichzeitig aus der Kernenergie und der Kohle aussteigen, ohne den Menschen die Probleme, resultierend aus den Irrtümern, zu erklären. Wie sagte doch der Bundespräsident so treffend: „Es hilft Deutschland nicht, wenn wir Probleme ausblenden!“

Die Erklärung zur Aussage von Prof. Sinn ist eigentlich ganz einfach. „Grüner Strom wird, dem Wetter und der Tageszeit folgend, sprunghaft – volatil – erzeugt. Deshalb braucht es weitere Anlagen, die die Lücken füllen, entweder Kraftwerke, die kurzfristig einspringen können oder Speicher riesigen Ausmaßes. Da es die benötigten Speicher auf absehbare Zeit nicht geben wird, braucht es eine geeignete Mischung von grünem Strom und konventioneller Stromerzeugung“, erklärt Sinn und warnt: „Die Entwicklung ist im Prinzip nicht falsch. Aber die Rechnung muss aufgehen.“  Eins verwundert doch sehr. Obwohl die Nachteile der Energiewende immer offener zu Tage treten, verharrt die deutsche Bevölkerung praktisch unverändert bei ihrer Zustimmung. Es scheint eine besondere Eigenschaft der Deutschen zu sein, nicht der Einsicht, sondern nur der Erfahrung zu folgen. Oder anders ausgedrückt: „Umdenken findet erst nach dem Knall (Blackout!) statt.“

Und es gibt ein zweites Kuriosum. Wenn man der Welt, insbesondere der Umwelt, helfen will, dann kann das jedes Individuum von selbst tun. Ich vermisse z.B. Aussagen von den sog. Aktivisten, wo sie selbst denn sparen oder worauf sie verzichten wollen. Unter dem Argument, die Natur retten zu wollen, darf dann schon mal  dieselbe mit Windrädern verschandelt werden. Andererseits vergisst die grüne Ideologie, dass die übrige Welt gar nicht daran denkt, uns zu folgen oder die eigene Wirtschaft zu gefährden. So übersieht man regelmäßig, dass wir nur für 2,4% der (1) CO2 Emissionen verantwortlich sind. Der Klimawandel geht nicht ohne die großen CO2 Erzeuger wie China (25,6%), USA (16,9%), Indien und Russland, auch wenn der Pro-Kopf-Fußabdruck dort bedeutend niedriger ist.

Die sicher verständnisvolle Wende zu erneuerbaren Energien, was einer grundlegenden Umstellung entspricht, bedeutet für uns alle die Versorgung mit Energie nicht mehr nach dem Bedarf, sondern weitgehend nach Wetterlage, mit wahrscheinlich gravierenden Konsequenzen für die Stabilität unseres Stromnetzes. In diesem Zusammenhang ist das größte Problem noch gar nicht gelöst. „Strom ist ein besonderes Gut. Er ist nicht speicherbar. Aus technischen Gründen wird unser Stromnetz als Wechselstromnetz mit einer Sollfrequenz von 50 Herz betrieben.“ So erklärt es Prof. Lüdecke (Physiker, früher Hochschule für Technik im Saarland). Diese Sollfrequenz muss eingehalten werden, jede Abweichung muss sofort ausgeregelt werden. Das erledigen zur Zeit die Kraftwerke, die demnächst abgeschaltet werden sollen. 100 Prozent Verfügbarkeit und autonome Bedarfsregelung funktionieren nicht mit fluktuierendem Wind- und Solarstrom.

Mit Speichern ließe sich zwar ein Beitrag von 100% an erneuerbarer Energie erreichen und das Risiko eines Blackouts minimieren, sie fehlen aber. Damit ist es fraglich, wie das Glätten der fluktuierenden Erzeugung von Strom wie auch das Überbrücken bei Erzeugungsausfällen wie bei einer Flaute geregelt werden soll.

Auch die anderen Begründungen der Energiewende sind eher fragwürdig oder zumindest nicht vollständig durchdacht. So wird das Zertifikatssystem der EU die CO2 Freisetzung nicht verringern, sondern lediglich verlagern. Außerdem  werden die Solar- und Windkraftwerke hauptsächlich nach Erzeugungsgesichtspunkten errichtet, das bedeutet: die Netze müssen großflächig ausgebaut werden. Dies und andere immense Kosten machen den Strom in Zukunft immer teurer zugunsten einiger Profiteure. Heute ist der Strom bei uns doppelt so teuer wie in Frankreich. Vermutlich wird es bei Ausfällen so kommen, dass wir über das europäische Verbundnetz Atom- oder Kohlestrom aus dem Ausland beziehen oder auf den schlimmsten Fall, den Blackout, gar nicht vorbereitet sind. Siehe Berlin im Februar 2019. (2)

Prof. Sinn nennt das einen gefährlichen Irrtum, auch wenn er bei den Zielen übereinstimmt. „Die Frage ist allein, ob sie (die grüne Bewegung) für die Erreichung dieser Ziele auch die richtigen Instrumente verwendet.“ konstatiert er in seinen 13 Thesen. (3)  Als Verfechter einer sicheren Versorgung kann ich nur davor warnen, dem halbgebildeten Wirtschaftsminister Altmeier zu glauben, der sagt „ Die Energiewende müsse bezahlbar sein. Zudem müsse die Versorgungsicherheit gewährleistet sein und die Energiewende müsse nachhaltig sein.“  Oder einer Kanzlerin, die gesagt haben soll „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir scheitern. Wir müssen es wollen.

Fazit: Wenn wir unser Klima retten wollen, muss der blinde Aktionismus gestoppt werden, denn unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist Windkraft unsinnig (H.-W. Sinn).

Zur Erklärung:  Die Braunkohlekraftwerke haben eine installierte Leistung von 10%, erzeugen aber 24 % des Stroms. Bei Windkraft sieht es anders aus.: 29% erzeugen lediglich 20% des Stroms.

(1)https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimabilanz/die-groessten-co2-emittenten/

(2)https://www.bz-berlin.de/berlin/was-ein-tagelanger-blackout-fuer-berlin-bedeuten-wuerde

(3)http://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/policy/Sinns-Corner/Sinn-Juni2014-14-Thesen-zur-Energiewende.html

Siehe auch  Prof. Lüdecke im Bundestag:  https://juergenfritz.com/2019/03/01/klima-kann-man-nicht-schuetzen/

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