Ein Lehrer nimmt Abschied

… vom aktiven Schuldienst

Auf Kaiser.tv  wurde der Brief eines Lehrers veröffentlicht, der nicht mehr mitmachen kann und will. Auch ich hätte – wäre ich noch im Dienst – die Verantwortung für die Pandemie-Zustände und die an Kindesmisshandlung grenzenden Maßnahmen nicht übernehmen können und danke deshalb dem Herrgott für meine frühe Geburt. Meine Not wäre ebenso groß gewesen wie die dieses Kollegen, der sich uns hier mitteilt und dem ich meinen Respekt zolle.

18. August 2021

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülervertretung, liebe Hausmeister, liebe Schulsekretärinnen, liebe Schulsozialarbeit, lieber Schulelternbeirat — liebe Schulgemeinschaft!

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich nach unserer Rückkehr aus dem Frankreichurlaub die Bewilligung meines Antrags auf Beurlaubung vom Schuldienst vorgefunden, die es mir erlaubt, mich aus familiären Gründen vorerst und ohne Bezüge aus dem aktiven Schuldienst zurückzuziehen.

Wie lange das sein wird und ob ich wieder an dieses ehrwürdige Gymnasium zurückkommen werde, weiß ich noch nicht.

Vermutlich eher nicht.

Daher ist es mir ein großes Bedürfnis danke zu sagen an Euch Kollegen und Mitarbeiter für die vielen schönen Jahre, die ich überwiegend als eine sehr fruchtbare und gegenseitig wertschätzende Zeit in allen Bereichen empfunden habe. Und ebenso bin ich dankbar für die vielen tollen Erfahrungen mit euch Schülern und Euren Eltern, die mir das Gefühl gegeben haben, einen sinnvollen und für mich richtigen Beruf zu machen, in dem ich als Pädagoge und vielleicht auch als Mensch etwas beisteuern konnte.

Nun ist seit anderthalb Jahren ja einiges anders in unserem Leben und in der Schule. Eine Krankheit ist über uns alle hereingebrochen und der Umgang damit hat nicht nur unseren Alltag, sondern auch unser Miteinander stark verändert. Kindern wird von ihren Lehrern und Eltern vorgelebt, dass Abstand Solidarität bedeutet, dass Nähe potentiell töten könnte und dass man nun eben Opfer bringen muss.

Gerechtfertigt wird dies damit, dass ein Bankkaufmann und Pharmalobbyist, ein ihm unterstellter Tierarzt, ein Gesundheitsökonom und ehemals SPD-Hinterbänkler, ein „Topvirologe“, der schon bei den letzten Pandemien gewaltig daneben lag und eine Bundeskanzlerin und ehemalige FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda dies für alternativlos halten. Und dies viele Medien und Medienstars fast ohne jeden Widerspruch und in Dauerschleife unters Volk gebracht haben.

Ob man sich den langfristigen Folgen solcher im Kern unmenschlichen und unnatürlichen Forderungen unter anderem für Heranwachsende bewusst ist, gerade bei den nicht besonders Privilegierten, sei mal dahingestellt. „Sie machen ja alles so toll mit!“

Ja, Kinder wollen stets gefallen, auch wenn sie dabei ihre ureigensten Bedürfnisse hintenanstellen. Wenn Kindern einerseits Angst gemacht wird und sie andererseits viel Lob und Bestätigung für ein bestimmtes, angepasstes Verhalten bekommen, fällt ihnen das nicht schwer „zu funktionieren“.

Wen soll das überraschen? Das sind Grundlagen der Pädagogik, 2. Semester oder auch gesunder Menschenverstand. Und wenn das noch von hochangesehenen, menschlichen Vorbildern vorgelebt und gefordert wird, klappt das eben ganz hervorragend.

Nur die Kinderpsychologen oder die psychiatrischen Jugendkliniken scheinen da etwas anderes wahrzunehmen …

Ich habe von Anfang an versucht, möglichst objektive Informationen zu erhalten und die offiziellen Zahlen zu verfolgen und zu vermitteln, um eine fundierte Einschätzung davon zu erlangen, was hier gerade droht oder passiert.

Und ich habe mich bemüht, Schülern und Mitmenschen ein wenig die Angst zu nehmen und einige Fakten, wie zum Bsp. das durchschnittliche Sterbealter bei Corona-positiven Erkrankten von 84 Jahren, die Aussagekraft eines PCR-Tests aufgrund seines Funktionsprinzips, die Aussagekraft von „Fallzahlen“ oder neuerdings „Inzidenzen“ ohne Nennung der Testanzahl, die tatsächliche Auslastung der Intensivbetten, die Chancen und Risiken einer Notfall-zugelassenen, methodisch völlig neuen, präventiven Gentherapie (im Volksmund „Impfung“ genannt) etc… von Anfang an im Sinne einer sachlichen Diskussion einzubringen.

Und so eben, im Kontrast zu den stets vermeldeten und leider recht einseitig verbreiteten Horrorszenarien, eher faktenbasiertes Wissen statt Angst zu verbreiten. Und vor allem auch auf die immensen Folgen und Opfer dieser Pandemie-Politik hinzuweisen.

Dabei konnte ich feststellen, dass es mitunter nicht immer leicht ist, einen sachlichen Meinungsaustausch hinzubekommen, da dieser oft gar nicht erwünscht ist. Zu groß ist entweder die Angst bzw. der Schrecken vor der Krankheit, die bloße Unwissenheit des Gegenübers oder die Vorverurteilung einer kritischen Haltung generell.

Ebenso wie natürlich die Angst vor Ausgrenzung oder einer unterstellten Kontaktschuld: „Was, wenn die „Falschen“ Applaus für meine Meinung klatschen?“Und natürlich die kognitive Dissonanz: „Wenn so viele da mitmachen, dann muss das doch alles richtig sein!? Wie kann man es da wagen, Fragen zu stellen?!“ – „Wie kann man in einer Krise die Regierung kritisieren? – „Schweden?- Ne, die haben Leichenberge!“. Weist man dann auf offizielle Zahlen hin, werden diese oft geleugnet, relativiert oder schlicht ignoriert. Dabei ist es durchaus interessant, selbst genau hinzuschauen, bestimmte „Narrative“ selbst auf Plausibilität und Evidenz zu prüfen, anstatt überwiegend vorgefertigte oder vorsortierte Meinungen zu übernehmen.

Und vielleicht zwischendrin mal einen Blick über den Maskenrand zu werfen, um sich von außen zu betrachten, was man hier eigentlich gerade alles mitträgt.

Und was für neue Begriffe, Stempel und angebliche politische Einordnungen man dann plötzlich aufgedrückt bekommt. Und mit welchem Eifer und Unterhaltungswert. Ganz besonders, wenn man irgendwann nach vielen Monaten für sich an einen Punkt gekommen ist, an dem man die drakonischen Folgen in allen Bereichen, aber besonders für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft nicht mehr hinnehmen will. Dass man aktuelle demokratische Prozesse eben nicht ausschließlich dadurch beeinflussen möchte, in dem man alle vier Jahre seine Stimme in eine Urne legt und in der Zwischenzeit auf der Couch liegt, SpiegelOnline und AZ liest, kurzum « besonderer Held » spielt. Sondern dass man z.B. Demonstrationen für seine Grundrechte besucht.

Wie sagte schon der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann:  Der Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet.

Ich bin überzeugt, das hat heute noch Gültigkeit und ich stelle fest, dass mich die Regierung in ihrem Handeln in keinster Weise überzeugt und nach meiner Wahrnehmung derzeit demokratische Rechte massiv missachtet. Und so etwas kund zu tun, dieses Recht und die Pflicht haben eben auch Lehrer (außerhalb ihrer Dienstzeit selbstverständlich, wie wir ja nun alle wissen) und sogar Schüler. Denn es heißt ja so schön: „Hier gilt Meinungsfreiheit! Sie ist ein hohes Gut!“

Nur seltsam plötzlich, wenn jemand eine andere als die aus dem Fernsehen hat und diese dann sogar laut ausspricht …

… das stört eben dann leider (nicht nur) den Schulfrieden. Gibt ja auch derzeit wenig Wichtigeres. Selbst der oberste Dienstherr war wohl ganz aufgebracht, wie die lokale Presse besorgt mitteilte und beharrlich recherchierte.

Dass nach der Teilnahme an einer Demo vom Dienstherrn hektisch ein Betretungsverbot wegen angeblicher Infektionsgefährdung der Schulgemeinschaft erlassen wird …

oder nach erfolglosen bzw. einseitigen Kommunikationsversuchen mit einigen Schulgremien ein thematischer Corona-Maulkorb für den Unterricht verhängt …

oder nach der Demoteilnahme auch einfach mal ein PCR-Test (vom Dienstherrn, und nicht vom Gesundheitsamt oder Amtsarzt!) usw. …

— all das mag manchen verwundern. Dies gehört aber wohl zur neuen, demokratischen Meinungsfreiheit für Landesbedienstete einfach dazu.

So kann ein dienstvorgesetzter Mathe- und Erdkundelehrer eben auf Anraten der Schulbehörde einem Diplombiologen, Bio- und Erdkundelehrer ein Verbot aussprechen, das Thema Corona im Unterricht zu behandeln und ihm auferlegen, Coronafragen der Schüler nur im Beisein eines Kollegen zu beantworten. Anlass? – Bedrohter Schulfrieden!

Come on! Sowas kannte ich bisher nur aus Geschichtsbüchern. Da bekommt man mitunter Anpassungsstörungen.

Diese Art „Meinungsfreiheit“ gehört nicht zu meiner Vorstellung von faktenorientierter Bildungskultur, oder demokratischem Zusammenleben. Aber da kann man ja geteilter Meinung sein.

Immerhin, der Umgang mit „freier Meinungsäußerung 2021“ zeigt eben auch einiges, das ich zwar so nie erwartet hätte, ich aber trotzdem dankbar bin, es vor Augen geführt bekommen zu haben: Menschen offenbaren ja selten so eindrücklich ihre wirkliche Moralkompetenz oder ihr wahres Werteverständnis, wie unter Druck und in Konfliktsituationen. Und da kommt Schönes oder Unschönes heraus, aber eben Authentisches.

Meine persönliche, vorläufige Erkenntnis: Nicht bei Jedem, aber im Großen und Ganzen scheint es bedauerlicherweise schon eine gewisse Herdenimmunität oder einen erschreckend hohen Antikörper-Titer gegenüber freiheitlichen, demokratischen Grundwerten zu geben.

Und ein großes Bedürfnis nach einfachen, kraftvollen Antworten, die ein baldiges Heil versprechen, nach Bequemlichkeit, abervor allem: bloß keine Fragen und Zweifel. Dieser Trend hin zu diskussions- und kritikunfähigem, aber eben scheinbar mehrheitskonformen Handeln erscheint mir bisweilen bedrohlicher als die eigentliche Krankheit selbst.

Insgesamt empfinde ich es als eine irgendwie beunruhigende Entwicklung, dass so tiefgreifende Entscheidungen, wie die immer wieder verlängerte und an stets wechselnde, oft recht unwissenschaftliche Indikatoren geknüpfte Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten in einer Demokratie als alternativlos hingestellt werden. Geht sowas „per definitionem“ überhaupt zusammen? Klar war da ein Schrecken am Anfang, aber nach eineinhalb Jahren und den vielen gesicherten Erkenntnissen und den dramatischen Schäden durch die Maßnahmen mittlerweile?

Und es ist mitunter skurril mitanzusehen, wie ehemals liberal und aufgeklärt geglaubte Mitmenschen sich mit zunehmend totalitär anmutenden, bisweilen völlig unlogischen Regeln abfinden, insgeheim über die eigenen genutzten Nischen prahlen, sich in vorauseilendem Kadavergehorsam überbieten oder eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit oder die bloße Kenntnisnahme der Schäden vieler Maßnahmen trotz erdrückender Faktenlage weiterhin ablehnen oder infantil wegdrücken.

„Muss so sein, ist Pandemie, die Chefin hat’s so gesagt!“

Und selbst Personen in Politik oder Medien scheinen keine Ahnung zu haben von „Basic corona facts“ wie Sterbealter, -rate, -Altersverteilung, Bettenbelegung, Folgen der Maßnahmen im In- und Ausland etc…wenn man mal nachfragt. Sie erwähnen solche Fakten jedenfalls so gut wie nie. Einzelne Vokabeln wie „Bergamo“ oder „Long Covid“ dagegen konnten sie sich gut merken und seltsamerweise häufig wiedergeben. Stellt sich mir die Frage, ob sie sich entweder nicht anhand der öffentlich zugänglichen Zahlen informieren wollen oder ob sie aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sind, dies zu tun und hieraus ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Naja, jeder eben wie er kann und will… „Bisher sind wir ja gut durch die Pandemie gekommen“

Und welche Spaltung, welche Mauern des Schweigens oder Feindseligkeiten plötzlich ebenso alternativlos hingenommen und immer weiter vorangetrieben werden. -„Aber im Fernsehen sagen sie es doch auch! Und zwar dauernd!“…na gut, für derlei Argumentation braucht man wohl weder einen Schul- noch einen Studienabschluss, aber lassen wir es mal so stehen, was soll man da auch antworten?

Nun ist das jetzt wohl so, jeder versucht in dieser „größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg“ sein Bestes zu geben. Und das ist wohl auch das Mindeste, was man verlangen kann. Eben nicht nur an sich (und seine eigenen Ängste, Vorteile oder den nächsten Urlaub) zu denken, sondern eben wirklich solidarisch zu sein und zu handeln, auch wenn das manchmal vielleicht Kraft, Hirnschmalz oder andere Opfer kostet.

Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man in einer solchen Krise seine Kräfte gut einteilen sollte. Man weiß ja nie, wie lange sie noch so geht und was noch alles kommt. Das griechische Alphabet hat ja noch viele Buchstaben. Und die präventive Gentherapie scheint ja leider nach den neuesten Daten aus den USA, Israel oder Island doch nicht so zu funktionieren wie versprochen, wenn ein großer Teil der Patienten dort doppelt geimpft ist und das Virus munter weiterverbreitet, wie die NY Times oder das Ärzteblatt berichten. Und die weit über 1000 (gemeldete) Todesfälle und Hunderttausende (gemeldete) Nebenwirkungen im zeitlichen Zusammenhang mit den „Pieksen“ allein in Deutschland, wie das PEI oder die EMA aufzählt oder 10000 „Impfdurchbrüche“ (wieder so eine spannende, neue Vokabel), schrecken wohl auch niemanden mehr.

Dann jetzt noch schnell ran and die Kids! Vielleicht noch einen Donut oder ne Bratwurst in der Mensa für jeden Pieks, sponsored vom Schulelternbeirat?

Also dann: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ Nur eben nicht mehr gemeinsam mit allen.

Nichtsdestotrotz, abschließend noch einmal von ganzem Herzen: vielen Dank für die überwiegend schöne Zeit an dieser bunten Schule „Für Courage und ohne Rassismus“, die lustigen, lehrreichen und auch die ernsten Momente mit Vielen und die ehrlichen und loyalen Worte Einiger.

Ich wünsche jedem Euch und Ihnen nur das Allerbeste, dass man mit einem guten Gefühl durch den Tag geht, dass man möglichst zufrieden ist mit sich und seinem Tun und dass wir alle bald wieder zuversichtlich in die Zukunft und Uns in die Augen blicken können, und das vielleicht sogar ohne vorher nach einem Test- oder Impfstatus zu fragen. Kann natürlich noch ein Weilchen dauern, man hat es ja schließlich nicht selbst in der Hand, oder?

Auf Wiedersehen [Ein Lehrer] (Name ist der Redaktion bekannt) Mensch, Vater, Diplombiologe, Studienrat

P.S. 1: Natürlich freue ich mich weiterhin, von dem ein oder anderen zu hören wie es Euch so geht (und nicht nur „Schultratsch“; wobei es mich schon interessieren würde, wie das Bildungsministerium das spannende Logik-Rätsel für Lehrer und Schüler löst: „Geimpfte müssen sich nicht mehr testen, weil sie das Virus nicht mehr übertragen“ vs. „Geimpfte müssen weiterhin Maske tragen, weil sie das Virus übertragen können“; aber ich bin zuversichtlich, dass auch die aus der Lösung resultierenden Regeln vorbildlich an den Schulen umgesetzt werden.

Bin nur von Herzen froh, dass ich das nicht mehr mittragen muss

One Comment on “Ein Lehrer nimmt Abschied”

  1. Ein wirklich erschütternder Brief. Cocooning ist in. Wir werden von Soziopathen und Psychopathen, die uns vorgesetzt wurden und sollten sie wählen, regiert. Double-Think und Double-Speak führen zu psychotischen Zuständen.
    Logikaufgabe. Finde den Fehler. Geimpfte müssen sich nicht mehr testen, weil sie das Virus nicht mehr übertragen“ und „Geimpfte müssen weiterhin Maske tragen, weil sie das Virus übertragen können“. Sie werden zu Superspreadern und Un-geimpfte werden wie die Juden an den Pranger gestellt. Wer die Aufgabe löst hat eine Superintelligenz und ist zur Regierungsbildung befähigt.

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