Leiser Abschied

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Ein Gastbeitrag von Kurt Rohmert

Ein preisgekrönter Reporter trifft auf Haltungsjournalismus

Das Buch „Wie ich meine Zeitung verlor“ ist ein Geschenk. Es klingt nach Lügenpresse, aber dieses Wort taucht im Buch nicht auf. Birk Meinhardt, einst Reporter der Süddeutschen Zeitung dokumentiert seine Entfremdung von seiner Zeitung und berichtet über einen angeschlagenen Journalismus voller Widersprüche. Über Medien, die Wirklichkeit und Fakten versprechen, sich aber im Meinungskorridor auf der Suche nach der richtigen Haltung verlaufen haben.

Zwischen Profession und Anklage

Dieses biografische „Büchlein“, es hat gerade mal 144 Seiten, stammt aus der Feder eines preisgekrönten Journalisten. Eines Mannes, für den Schreiben noch Profession war. Zum besseren Verständnis der Entwicklung präsentiert Meinhardt vier Texte. Es sind Beiträge von ihm, die nicht erschienen sind. Sicherlich, es sind Meisterwerke. Doch entscheidend ist das, was sich in der Redaktion abgespielt hat. Er schildert seinen persönlichen Kampf, seinen eigenen Anspruch. Eine Tendenz wird zum Dauerzustand. Ist es nur ein Missverständnis mit fatalen Folgen? Zu groß die Empfindlichkeit?

Sein Resümee formuliert er so, „ es zähle nur noch die richtige Haltung.“ Diese Anklage trifft den Nerv eines angeschlagenen, degenerierten Journalismus. Oder genauer: Heute zählt nur noch eine bestimmte Haltung, nicht mehr die Wirklichkeit. Er entdeckt in den Zeitungen zu häufig einseitige und unvollständige Darstellungen, das Weglassen von allem, was nicht ins Bild passt. Seine Worte machen sichtbar, was er fühlt. Es ist das Fassungslose über das, was sich in den letzten dreißig Jahren im Journalismus vollzogen hat.

Nur zur Erinnerung

Unweigerlich fällt mir ein Wort ein: Lügenpresse. Dazu fand ich in der Tagespost von Martin Lohmann diese treffende Passage. Lügenpresse. Wer dieses Wort sagt, macht sich unmöglich. Transportiert wird mit dem „bösen“ Wort ein böser Vorwurf, nämlich der, dass Nachrichten und andere Informationen mehr und mehr zur Manipulation benutzt werden. Durch Verschweigen, durch Weglassen, durch Einseitigkeit, durch Klischeebedienung. Durch In-Dienst-Stellen für die (vorgegebene?) Political Correctness. Lügenmedien? Oder „nur“ Lückenmedien?

Die Biographie des Birk Meinhardt

Birk Meinhardt kommt aus dem Osten (Jahrgang 1959). Er kann sich noch gut daran erinnern, mit welcher Begründung man damals (in der DDR) seine (missliebigen) Sportberichte in der Wochenpost ablehnte.  Damals war noch vom Klassenfeind die Rede. Über den Berliner Tagesspiegel  kam er zur Süddeutschen. Die Differenzen häufen sich, 2012 kündigt er. Sein Ausflug in die Literatur ist erfolgreich, wie seine Preise beweisen. Aber die schleichende Verlorenheit gipfelt schließlich in Fassungslosigkeit. Sie wird nach einer Rückkehr zur Süddeutschen  durch den niederschmetternden Bescheid, er dürfe aus „juristischen Gründen“ nicht mehr für die Zeitung schreiben, besiegelt.

Das Bild, das er von dieser Zeitung entwirft, erscheint zunächst ungerecht. Ist es aber nicht, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Deshalb heißt das Streitthema, wie viel Haltung dürfen Journalisten haben.

Die Grundregel des Journalismus

Der Reihe nach. Eine journalistische Grundregel lautet, Bericht und Kommentar deutlich voneinander zu trennen. Also nicht die eigene Meinung in nachrichtliche Texte einfließen zu lassen. Dafür sind Kommentare da. Medien, also auch Zeitungen, tragen in einer Demokratie wesentlich zur Stabilität des politischen Systems wie auch der Gesellschaft bei. „Dies geschieht, indem Medien … vollständig und sachlich informieren , … in offener Diskussion … zur Meinungsbildung beitragen, alle Bereiche der Gesellschaft (auch Politik) mit Kritik und Kontrolle durch … aufdeckenden Journalismus begleiten.“ So weit die Info durch die Bundeszentrale für politische Bildung.

Man verweist aber auch darauf, dass Medien nicht automatisch neutral sind oder ohne eigene Interessen agieren. Fatal, denn für einen aufgeklärten und informierten Bürger wird es zur Bedingung, dass ein realistisches Bild der Vorgänge vermittelt wird. So lautet der Vorwurf, dem modernen Haltungsjournalismus mangele es an Objektivität und Neutralität. Er sei tendenziös und ideologisiert. Die Verletzung der Standards führe zu einem moralischen „Qualitätsjournalismus“, obwohl es gute, professionelle Journalisten gibt, die ihren Beruf lieben.

Die Zeiten ändern sich

„Sagen, was ist“ (Rudolf Augstein), das war mal das Versprechen. Die Richtlinien für journalistische Arbeit  sind klar und  eindeutig formuliert. Sie dienen heute kaum noch als Grundgerüst. Doch die Zeiten ändern sich und so wird auch der berühmte Satz von HJ Friedrichs (Ein Journalist solle sich nicht mit einer Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten) uminterpretiert. Seine Aussage wäre so nicht gemeint.

 

Die Autorin Alexandra Borchardt (Zentrum Liberale Moderne) ist überzeugt, dass es Journalismus ohne Haltung nicht geben könne. Sie fordert: Der Journalismus braucht Haltung! Dunja Hayali, die kurz vor ihrer Heiligsprechung noch die Goldene Kamera erhielt, zeigt von jeher Gesicht und gilt als das Prachtexemplar des deutschen Haltungsjournalismus.

 

Noch weiter geht der Chef von Monitor, Georg Restle. Er steht für  einen „werteorientierten Journalismus“, klingt zunächst gut, ist aber gefährlich. Restle bescheinigt seinen Kollegen einen Journalismus im „Neutralitätswahn“. Er ist sich sicher, dass es keinen neutralen Journalismus geben kann. „Was ist“, das ist nicht sein Verständnis von Journalismus und damit will er nichts zu tun haben. Doch was verrät uns sein Plädoyer ? Ich habe nicht verstanden, was seine Werte sind. Es folgt auch keine Erklärung, wer eigentlich diese Werte festlegt. Seine Binsenweisheiten, unabhängig und unbestechlich, darf man wegen seiner persönlichen Rhetorik durchaus anzweifeln. Die Gefahr besteht, das wir es hier nicht mit Haltung sondern mit Aktivismus zu tun haben. Und dann ist Meinungsmache nicht weit weg.

Die Dominanz einer Bedrohung

So befindet sich der Haltungsjournalismus auf einem Siegeszug durch die Redaktionen. Er suggeriert einen Kampf gegen die Feinde der Demokratie und Grundrechte. Da müssen sie alle Flagge zeigen. Wer widerspricht, ist Rassist, Nazi oder Klimaleugner oder sonst was. Es ist der Kampf der Linken gegen den Kapitalismus, gegen den freien Westen, gegen den weißen Mann. Es ist die Legitimation, anti-westliche und freiheitsfeindliche Positionen einzunehmen, die eigene Geschichte nur noch in düsteren Farben darzustellen.

Dieses destruktive und letztlich freiheitsbedrohende Weltbild dominiert unsere Berichterstattung. Mit passender Wortwahl und gezielten Formulierungen. Birk Meinardt saß an der Quelle, hat den Haltungsjournalismus am eigenen Leib erfahren und nicht mehr ausgehalten. Seine Texte sind Beispiele dafür, was passieren kann, „wenn im Kampf gegen rechts der Blick auf die Tatsachen verlorengeht.“ Natürlich soll auch die Süddeutsche zu Wort kommen. „Die Anschuldigungen, die in dem Buch erhoben werden, sind irreführend und nicht zutreffend.“

One Comment on “Leiser Abschied”

  1. Haltungsjournalismus – Was für nette Formulierung für einen Haufen von Versagern, Unfähigen, Rückgrat wie Würmer, …. angepaßt, andere Menschen und sich selber verkauft.

    Die Verkommenheit und die Ungerechtigkeiten wachsen, wachsen und wachsen.

    Die scheinbar Mächtigen, die die freie Berichts-Erstattung und Menschen wie Julian Assange vernichten wollen, haben nur deshalb die Macht dazu, weil die Mehrheit der Menschen einfach nicht die eigene Macht und Möglichkeiten sieht.
    Angst vor den eigenen Schatten haben inzwischen die meisten Deutschen.
    Statt sich zu wehren und für ihre Rechte zu kämpfen, gegen Unrecht und Ungerechtigkeit anzugehen, verkriechen sie sich in den Wohnungen und Häusern.
    Lassen es zu das aus Frauen und Mädchen frei verfügbare Ware wurde und ist.
    Deutschland zum größten EU-Puff Europas gemacht worden ist.
    Den größten EU-Puff, mit den besten Frauen- und Menschen-Händler- Zuhälter-
    /Loverboys-Schutz-Gesetzen zum Nachteil der Frauen, Mädchen, Eltern u.a. Angehörigen.
    Siehe z.B. ZDFZoom Beitrag vom 18.08.2020 37°: Verratene Liebe – Die Masche der
    Loverboys /
    Siehe Schlußbemerkung der Ex-Zwangs-Prostituierten
    Lt. Grüner (für mich Perverse) ist Prostitution normale Sex-Arbeit.

    Sicher (Ironie) Sex mit Kindern sollte auch normal sein.

    Liberal = scheißegal, was mit Frauen, Mädchen, Menschen passiert !
    Geld für „Staat“ und Zuhälter, und Nachteile für Abgaben- und Steuerzahler
    und Opfer des Verbrechens gegen die Menschlichkeit !
    – mit „staatlicher politischer Unterstützung“ und Behinderung der Polizei-Arbeit !

    Ich unterstütze die Forderung im Beitrag / Dokumentation von Michel Moore „Fahrenheit 9/11“
    – Vergleich zwischen Trumps- und Hitlers -Aufstieg.

    Forderung war, daß die Verkommenheit vernichtet werden muß.

    Beuteland BRD mit Datenschutz und aktiven und passiven korrupten Lobbyisten im Bundestag, in den Landtagen und Räten der Kommunen.
    Beuteland BRD für die ganze Welt. Betrug in allen Lebens-Bereichen mit staatlicher
    Unterstützung, Förderung und Schutz gegen Opfer der Kriminellen.
    Der „Staat im Staate“ schützt seine Sponsoren, …
    30% im Bundestag mit Nebentätigkeit (Mehrheit Juristen) – Lobbyisten in eigener
    Tasche und für Sponsor/en. Siehe makro / 3sat vom 18.08.2020
    65% passive Lobbyisten, die darauf warten zu aktiven Lobbyisten zu werden und
    Abkassieren. Aus persönlicher Erfahrung geschätzt.
    5% echte Volks-Vertreter. Aus persönlicher Erfahrung geschätzt.

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