Wilsberg: Überwachen und belohnen

Ein bisschen China in Münster

Ich sitze vor dem Fernseher und schaue Wilsberg, eine Krimiserie, die in Münster spielt und mir über Jahre beste Unterhaltung bot. Dass allerdings diese Serie dafür ausgeguckt wurde, den Bürgern Ihre Zukunft zu präsentieren, lässt mich schon staunen. Heute also der chinesische Masterplan eines „Social Credit Systems“ als Versuchsballon in Münster. Jeder hat die Möglichkeit, eine App zu installieren und sich einem Kontrollsystem zu unterwerfen, das mit Punktgaben und Punktabzügen das Sozialverhalten der Teilnehmer überwacht, belohnt und bestraft.

Thalkötter, der ewige Finanzbeamte und Freund Wilsbergs, schleust sich in die Firma „Deutschland Social Credit“ ein und stellt die passenden Fragen, die natürlich nicht gerade erwünscht sind. Wie macht die Firma Gewinne? Wer finanziert die Zuwendungen, die bei Belohnungspunkten anstehen? Wie finanziert sich die Firma überhaupt? Und Thalkötter erhält tatsächlich einige Antworten. Belohnungspunkte bedürfen keiner Gelder , da es ja nur um zusätzliche Privilegien geht. Das Ganze finanziert sich aus Spenden der Menschen, die eine bessere Welt schaffen wollen. Hinter allem befindet sich ein ausgeklügeltes Kontrollsystem, bei dem das Kontrollauge mehr vom Kontrollierten weiß als der Kontrollierte selber.

Petzen, diffamieren, schnüffeln, beobachten bieten Voraussetzungen dafür, anderen Pluspunkte zu vermiesen, um sich selber mit gutem Verhalten belohnen zu lassen. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft ist geboren mit der Vorstellung von 85% der Chinesen, die dieses System schon praktizieren, dass  damit die Welt gerechter und besser wird.

Wer braucht noch Gewerkschaften, Mitbestimmung, Arbeitsrecht? Alles überflüssig, das regelt das Social Credit System ganz allein. Es gilt nur, sich dafür oder dagegen zu entscheiden – und schon steht die Zugehörigkeit zur Gruppe fest: Privilegiengruppe oder Minderbemittelte ohne Lebensqualität.

Wer nicht spurt, hat keinen Job, kein Ticket, keine Wohnung usw. Noch  schlimmer allerdings sieht es aus, wenn Kritiker und Gegner sich zu wehren beginnen und die Leichen aufdecken, welche die Social Credit Verfechter im Keller versteckt halten. 

Nach weiteren Wahrheiten über die Kontrollmechanismen, den Vernichtungsmechanismus gegenüber einzelnen Menschen und die Korruptionshintergründe des gesamten Systems fragte ich mich nach der letzten Szene des Films: Was bezwecken Sender, Autor, Regisseur und Medien damit, diese doch ernste und traurige Wahrheit über unsere Zukunft in einer eher komödiantischen Klamotte zu verpacken?

Herauskommen soll eine fein verpackte Verschwörungstheorie, die den Bürgern zum ersten Mal als Unterhaltungsgag präsentiert wird. Darüber zu lächeln, eine Zukunftsvision unterhaltsam dargeboten zu haben und das Ganze als eine übertriebene Verschwörung zum ersten Mal zur besten Sendezeit ins Hirn der durch Staatsmedien infiltrierten Masse Mensch zu transportieren, reicht fürs erste.
Heute haben in Münster noch die Guten gewonnen und die Social Credit Firma zur Strecke gebracht. Und was passiert morgen?

2 Comments on “Wilsberg: Überwachen und belohnen”

  1. Es wird schon so einiges hinter unserem Rücken umgesetzt, auch ohne Wissen der Regierung. Vielleicht hätte man dieses Thema ernsthaft nicht bearbeiten und senden dürfen in Europa, dann eben zum Glück als humorige Unterhaltung. Leider unterschätzt die Mehrheit der Bürger, was da mittlerweile alles umgesetzt wird. Zurückdrehen wird man vieles nicht mehr können, wenn auch der Staat gemerkt hat, dass das erlangte Wissen auch zu seinem Vorteil sein kann. Ich habe vor Wochen die Erfahrung machen müssen, dass nur der Gebrauch eines offenbar diskussionswürdigen Wortes dazu geführt hat, dass mein Smartphone für zwei Tage gesperrt wurde. Ich hatte einen Beitrag von Jan Böhmermann als „eine Stufe des Kindesmissbrauchs bezeichnet“, weil er an den Beitrag des WDR mit „Oma der Umweltsau“ anknüpfte. Also, jeder ist bekanntlich seines Glückes Schmied. Zum Transport von Informationen einfach immer das richtige Medium benutzen.

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